Goldene Acht - der Schmetterling des Jahres 2017

Goldene Acht, Colias hyale

Es stimmt schon. Die "Goldene Acht" ist innerhalb des letzten Jahrzehnts merklich seltener geworden. Zwar bekommt man sie in meinem "Exkursionsgebiet" (Südlausitz, Nordböhmen) noch jedes Jahr vor die Kameralinse. Aber die Zeiten, wo man diesen "Gelbling" noch häufig oder zumindest "in Anzahl" auf den Kleefeldern und an Wiesenrainen beobachten konnte, sind leider vorbei. Dabei fällt er allein schon durch seinen Flugstil unter den anderen Weißlingen - wie den beiden Kohlweißlingen und dem Grünaderweißling - auf, trotzdem das Weibchen der "Goldenen Acht" eine weiße Grundfarbe hat. 

Seinen Namen hat der Schmetterling aufgrund eines 8-förmigen Flecks auf seiner Flügelunterseite bekommen. Die "Goldene Acht" (wissenschaftlich "Colias hyale") ist aber auch unter einer ganzen Anzahl weiterer Namen bekannt wie beispielsweise "Gelber Heufalter" oder "Gemeiner Heufalter" ("gemein" ist hier ein altes Wort für "besonders häufig"). Aber auch "Gelbes Posthörnchen" oder "Weißklee-Gelbling" sind durchaus hier und da noch gebräuchlich. 

Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa bis China, wobei sie regional verschiedene, gut unterscheidbare Unterarten ausbilden. In Deutschland ist die Art, die eigentlich ein Kulturfolger ist, quasi flächendeckend verbreitet, zumindest soweit passende Biotope (offene Feldfluren mit Klee- und Luzernefeldern, Ödländer) vorhanden sind. In reinen Gebirgslagen wird man ihn jedoch kaum antreffen. Dort lebt sehr lokal (z. B. im Erzgebirge) der mit ihm verwandte Hochmoor-Gelbling (Colias palaeno), der einen sogenannten "Glazialrelikt" darstellt. 

Die ersten Falter sind in der Regel ab Mitte Mai unterwegs. Sie haben sich aus den überwinternden Raupen des Vorjahres gebildet, die ausschließlich an Luzerne zu finden sind. Die Raupe seines äußerst ähnlichen Pendanten, dem Hufeisenklee-Gelbling (Colias alfacariensis), der als Wanderfalter auch ab und an (und mittlerweile durchaus regelmäßig) bei uns anzutreffen und der als Falter vom entomologischen Laien so gut wie nicht von der Goldenen Acht zu unterscheiden ist, leben dagegen nur an Bunter Kronwicke sowie an Hufeisenklee. Er ist damit mehr eine Art der Ödländer und Grassteppen und weniger der offenen Ackerlandschaften.Hier hat man einmal den ungewöhnlichen Fall, wo sich zwar die Falter verblüffend ähneln, die erwachsenen Raupen aber auffällig unterschiedlich gezeichnet sind.

Doch zurück zu "Goldenen Acht". Die Flugzeit der ersten Generation endet ungefähr Mitte Juni. Aber bereits ab Mitte Juli kann man die Falter der zweiten Generation - und sogar oft bis in den goldenen Oktober hinein - beobachten. Während die männlichen Falter gelb sind, sind die Weibchen von der Grundfarbe mehr weiß gefärbt, so dass man die Geschlechter leicht unterscheiden kann. Diese Eigenschaft nennt man "Geschlechtsdimorphismus" und ist bei Schmetterlingen nicht ungewöhnlich (man denke nur an den Frostspanner...). Da die "Goldene Acht", wie bei vielen Tagfaltern üblich, sofort die Flügel "zusammenfaltet", sobald sie sich zum "Nektar-Tanken" auf eine Blüte niederlässt, kann man kaum einmal ihre Flügeloberseiten bewundern, geschweige denn fotografieren. Mir ist es jedenfalls noch nicht gelungen - und mein Fotoarchiv beherbergt mittlerweile mehrere Dutzend Aufnahmen dieses Schmetterlings. 

Das dieser schöne Schmetterling langsam und relativ unbemerkt immer mehr aus unserer Kulturlandschaft verschwindet, hat damit zu tun, dass die einst häufigen Klee- und Luzernefelder immer mehr durch biologisch quasi tote Maiswüsten ersetzt werden. Auch blumige Feldraine werden immer seltener. Noch steht die Goldene Acht nur auf der Vorwarnstufe vom aussterben bedrohter Spezies. Hoffen wir, dass es dieser schöne Tagfalter nicht auch noch auf die "Rote Liste" schafft...
Goldene Acht, Colias hyale

Weibchen der Goldenen Acht

Hufeisenklee-Gelbling, Colias alfacariensis

Weibchen des Hufeisenklee-Gelblings...


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