An den steilen Weinbergen des Moseltales gibt es noch den Mosel-Apollofalter (Parnassius apollo vinningensis)
Der Apollofalter kommt in meinem Exkursionsgebiet nicht vor und das letzte in der „Nähe“ gelegene Fluggebiet – die Glatzer Schneeberge in Niederschlesien – ist schon im 19. Jahrhundert erloschen. Interessanterweise wurde er aber (angeblich) in den Jahren 1956-1964 auf der Südseite der Landeskrone bei Görlitz beobachtet wobei als „Beleg“ ein unpräparierter eingetüteter Falter existiert. Auf jeden Fall hat er unter den Lepidopterologen zu Irritationen geführt. Denn wenn die Geschichte stimmt, dann muss dort einmal irgendein Spaßvogel einen oder auch ein paar Falter ausgesetzt haben, die sich dort eine Zeitlang erfolgreich vermehrten. Die Futterpflanze der Raupe, Mauerpfeffer, gibt es jedenfalls an den Basaltfelsen des 420 Meter hohen Hausberges von Görlitz.
Der Apollofalter ist gewöhnlich ein Gebirgsfalter, der in den Hochgebirgen Europas und Asien weit verbreitet ist. In Deutschland haben sich nur ein paar lokale Fundstellen erhalten, wobei der im Tal der Mosel zwischen Koblenz und Trier einer der stabilsten ist. Dort tritt er im Sommer wieder so häufig auf, dass selbst Fremdenverkehrsämter und Vermieter von Ferienwohnungen mit ihm werben. Schon deshalb werden seine Biotope mittlerweile äußerst streng geschützt und die chemische Schädlingsbekämpfung (denen er früher zum Opfer gefallen ist) auf den Weinpflanzungen entsprechend reguliert und begrenzt. Die reichen Vorkommen verschiedener Mauerpfefferarten auf den Weinbergmauern bieten jedenfalls seinen Raupen ein gutes Fortkommen. Die Falter selbst kann man hier oft in Anzahl an Distelköpfen saugen sehen. Er ist eine stattliche und mit seinen roten Ringflecken eine auffällige Erscheinung. Der Apollofalter ist übrigens einer der ganz wenigen Schmetterlinge, deren Verschwinden an bestimmten Lokalitäten auch auf die intensive Sammeltätigkeit von Entomologen im letzten und vorletzten Jahrhundert zurückgeführt werden kann. Das liegt auch daran, dass er viele Unterarten bildet. In den Alpentälern z. B. kann es vorkommen, dass sich die Apollofalter von Tal zu Tal diffizil unterscheiden, was Sammler natürlich reizte, in dieser Hinsicht eine gewisse Vollständigkeit in ihrer Schmetterlingssammlung zu erreichen. Viele Sammler bedeuteten hier aber des Falters Tod, wenn die Populationen eh nicht sonderlich groß waren.
Dass Schmetterlingssammler für den rapiden Artenrückgang insbesondere der Tagfalter verantwortlich seien, ist aber ansonsten nichts weiter als eine Mähr. Erst einmal gibt es auf eine Landschaft bezogen nur wenige Schmetterlingssammler und zweitens versuchen ernsthafte Schmetterlingssammler eher Schmetterlinge aus Raupen zu züchten, um vollkommen unbeschädigte Sammlungsexemplare zu erhalten. Und was Raupen betrifft – wie erfolgreich ist ein Schmetterlingssammler bei der Raupensuche schon im Vergleich zu einer Blaumeise… Nein, der objektiv vorhandene massive Rückgang an Tagfaltern hat andere Ursachen – nämlich in erster Linie in der Umweltzerstörung und dem Einsatz von Insektiziden in der Land- und Forstwirtschaft. Der Mosel-Apollo ist ein Beispiel, wo man schnell noch die Kurve gekriegt hat, denn er stand in den 1980er Jahren kurz vor der Ausrottung. Der Tod kam per Hubschrauber, mit dessen Hilfe die Winzer großflächig ihre Weinberge mit Insektiziden besprühen ließen. Außerdem begann man mehr und mehr die Trockenmauern, welche die Weinberge einfassten und auf denen der Weiße Mauerpfeffer in Mengen wuchs, zu entfernen, was einer Lebensraumzerstörung gleichkam. Aber als man immer mehr das Problem erkannte, konnten erfolgreich Gegenmaßnahmen getroffen werden. Der Fremdenverkehr – gerade wegen des Apollofalters – dankt es heute dafür: Apolloweg Valwig…
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